Montag, 19. September 2011

Die Piraten Partei - wofür stehen die überhaupt in der Bildung

Das Bild stammt von Musikdieb3.
Die Piraten Partei zieht mit 8,9 Prozent fulminant in den Berliner Rat ein. Doch kaum jemand weiß etwas über diese Internet-Partei. Daher habe ich recherchiert, wofür diese Partei überhaupt in der Bildungspolitik steht.

Als erstes habe ich mir das Grundsatzprogramm der Berliner Piratenpartei angeschaut: 

Sie fordern, wie es Grundgesetzkonform nicht anders sein kann, ein Recht auf Bildung für jeden Menschen in Deutschland. Dieses in Artikel 26 der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebenen und in Deutschland durch die Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 Grundgesetzt) sowie den Grundsatz der Gleichberechtigung (Art. 3 Grundgesetz) als ein Recht eines jeden Menschen gegebenes Grundrecht gewährleistet wird, kann natürlich in keinem Grundsatzpapier einer Partei fehlen. Alles andere würde unserer Demokratischen Grundordnung widersprechen.

Doch die Piraten gehen noch ein Stück weiter, und fordern ein zukunftsfähiges Bildungssystem, welches dem dezentralen und asynchronen Lernen der sich im Informationszeitalter befindlichen Menschen entgegen kommt. Asynchrones und dezentrales aufnehmen von Informationen bezeichnet dabei das Finden, Auswählen und Bewerten von Informationen, welches in unserem Zeitalter sinnvoll erlernt werden sollte.

Weiterhin soll die Wahlfreiheit und die Vielfalt in unserem Bildungssystem gefördert und weiterhin ausgebaut werden. Der Abbau von sozialen Ungleichgewichten und die Möglichkeit für jeden den angestrebten Bildungsweg einzuschlagen den er möchte, stehen hierbei natürlich im Vordergrund.

Dabei soll eine Demokratisierung der Bildungseinrichtungen dabei helfen, den betreffenden Personenkreis - also die Lernenden selber - mit in das Bildungssystem zu integrieren und unter ihnen nicht nur die Bildung zu verbessern sondern auch das demokratische Verständnis zu verbessern.

Auch soll das Schulsystem mehr auf das einzelne Individuum eingehen. Das heißt, dass der Schüler und Student seine Bildungslaufbahn individueller planen und absolvieren können soll. Die Geschwindigkeit im eigenen Lernen soll dabei so unterstützt werden, dass ein jeder zu einem hohen Maße an Bildung gelangen kann, ohne dabei auf ein Abstellgleis geschoben zu werden.

Laut Piratenpartei wird daher auch der Weg zu einer Gemeinschaftsschule in Berlin unterstützt.

So ein Grundsatzprogramm muss sich natürlich ebenfalls in einem Wahlprogramm wieder finden, da man ansonsten nicht sehen kann, wie so etwas überhaupt umgesetzt werden kann.

Um das Zukunftsfähige Bildungssystem zu erreichen, fordert das Programm der Piraten freien und gleichberechtigten Zugang zu allen Informationssystemen, ohne das dieses in jeglicher Form beschränkt werden kann.

Um die individuelle Entwicklung eines jeden zu fördern, wird ein Lehrkörper für je 15 Schüler gefordert.

Die individuelle Geschwindigkeit eines jeden Lernenden soll durch das auflösen des Klassensystems erreicht werden. Stattdessen soll ein Kurssystem eingeführt werden, welches ja aus den Universitäten und Hochschulen bereits bekannt ist. Dadurch könnte der Schüler seinen Bildungsweg individueller planen.

Das Bild zeigt Andreas Baum, den Spitzenkanditaten der Piraten von Berlin, welche in einem Intervie beim RBB nicht annähernd wusste, wie hoch Berlin verschuldet ist. (Das Bild stammt von Lisavan)

Das Lehrmaterial soll unter einer freien Lizenz für jeden zugänglich sein und ist somit kostenlos. Die soziale Herkunft hat somit nichts mehr mit dem Zugang zu Lehr-Informationen zu tun. Ebenfalls auf die soziale Herkunft zielt das kostenlose Mittagessen und Schulobst-Programm ab.

Weiter soll die Sprachkompetenz an den Schulen gefördert werden, damit das Auswählen und Bewerten von Informationen verbessert wird.

Auch auf das individuelle Lerntempo zielt die Abschaffung der Regelstudienzeit ab. Dadurch kann jeder entsprechend seines Lerntempos und seinen individuellen sozialen Problemen studieren.

Doch was für ein Fazit aus diesen Möglichkeiten der Umsetzung könnte man ziehen?

Der freie und gleichberechtigte Zugang zu allen Informationssystem ist ein guter und zu fördernder Vorschlag. Über die Finanzierung wird sich natürlich nicht ausgelassen, auch und obwohl Berlin 2011 einen Schuldenstand von 62 Milliarden Euro hat. Daher bezweifle ich daher das so eine Forderung nur für Berlin umzusetzen ist und ohne die Hilfe des Bundes funktioniert. Sozial ist eine solche Forderung natürlich immer zu unterstützen.

Auch die Forderung von einer Lehrerin / einem Lehrer je 15 Schüler ist bei der Betrachtung des Schuldenstandes auch erst mal zu finanzieren. Die sich dadurch abzeichnende Verbesserung in der Bildung des einzelnen lässt dieses jedoch ebenfalls begrüßen. Schließlich braucht Deutschland mehr Fachkräfte, die auch durch ihren besseren Verdienst eine höhere Steuerlast tragen. Ob jedoch genug Pädagogen zur Verfügung stehen und diese überhaupt in Berlin - zum Beispiel in den Problembezirken - unterrichten wollen, steht auf einem anderem Blatt.

Ob eine Abschaffung von Klassen hin zu Kursen besser für die individuelle Lerngeschwindigkeit ist, wage ich zu bezweifeln. Ich sehe schon den Langzeitschüler, der ohne Druck schon seit 30 Jahren zur Schule geht, ohne einen Abschluss gemacht zu haben. Das ist auch nicht unbedingt förderlich, da so die Arbeitskraft für unsere Wirtschaft fehlt. Natürlich muss trotzdem eine Grundbildung gewährleistet sein, damit der einzelne sich durch seine eigene Leistung finanzieren kann und nicht auf Hartz 4 oder ähnliches angewiesen ist.

Ob es möglich ist, die Lehrmaterialien unter public Lizenz öffentlich zu stellen, wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Schließlich gibt es eine Lehrmittelindustrie, welche nicht unentgeltlich diese Materialien erarbeiten und zur Verfügung stellen werden. Ebenfalls ist dieses auch nicht umsetzbar, ohne die Hilfe des Bundes - ansonsten besorge ich die von mir benötigten Lehrmittel nur noch in Berlin.

Zu Sprachkompetenz kann man nur sagen, dass es schlimm ist, so etwas fordern zu müssen. So etwas sollte selbstverständlich sein.

Bei der Abschaffung Regelstudienzeit muss ich wieder anmerken, dass es bei gutem Willen nett gemeint ist, es jedoch nicht gut ist, wenn ein Student überspitzt gesagt 30 Jahr am studieren ist, ohne sein erlangtes Wissen in unsere Geselschaft einzubringen.

Das Fazit zieht sich natürlich aus meiner eigenen Meinung und ein jeder sollte sich sein eigenes Bild machen. Aus dem Wahlprogramm kann ich für mich nur ziehen, dass diese Partei noch viel zu lernen hat - jedoch gilt zu beachten, dass übertriebene und nicht mögliche Forderungen bei jeder Partei zu finden sind. Wem die Piraten Partei aus der Seele spricht, sollte diese natürlich auch unterstützen.


Weitere Informationen zu den berliner Piraten findet ihr unter http://berlin.piratenpartei.de/. Dort ist natürlich auch das Grundsatz- und Parteiprogramm  zu finden.

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